Kinder und Jugendliche als Mitbetroffene

Kinder und Jugendliche, die häusliche Gewalt zwischen ihren Eltern erleben, sind immer Mitbetroffene, indem sie die Gewalttaten mit anhören oder mit ansehen müssen. Selbst wenn die Kinder keine direkte Gewalt erfahren haben, so nehmen sie wahr, dass etwas nicht stimmt und spüren eine bedrohliche, angespannte Atmosphäre.

Kinder sehen, hören und fühlen die Gewalt in ihrem Zuhause!

Sie haben ein feines Gespür und bemerken Veränderungen in der Familie oder im Verhalten der Eltern.  Sie sehen, wie sich ihre Eltern als „Paar“ begegnen und wie sich deren Beziehung und Umgang miteinander verändert. Auch hören sie, wenn sich die Eltern nachts im Nebenzimmer anschreien, beschimpfen, einer den anderen schlägt oder Gegenstände zu Bruch gehen.

Nicht selten glauben Kinder, dass sie selbst schuld an der Situation sind und denken, sie seien die Ursache für die Gewalt, weil sie vielleicht zu laut waren oder ihr Zimmer nicht aufgeräumt haben. Oftmals fühlen sich Kinder sehr hilflos und verantwortlich, weil sie die Gewalt zwischen ihren Eltern nicht beenden oder verhindern können.

Häusliche Gewalt betrifft daher immer auch die Kinder und führt zu einer Destabilisierung des gesamten Familiensystems. Ihr Zuhause wird für sie zunehmend zu einem Ort der Gefahr, der Angst und der Unberechenbarkeit. Das Miterleben häuslicher Gewalt ist mit Gefühlen wie massiver Angst, Hilflosigkeit, dem Verlust der inneren Sicherheit sowie Schuld- und Schamgefühlen verbunden. Die Bedrohung oder Verletzung eines Elternteils nehmen sie – aufgrund ihrer besonderen Abhängigkeit von diesem – als Bedrohung gegen sich selbst und die eigene Existenz wahr. Das Aufwachsen in einem gewaltbelasteten Familienklima hat nachhaltige Auswirkungen für ihre soziale, emotionale und kognitive Entwicklung. Für die Mädchen* und Jungen* besteht ein erhöhtes Risiko, dass sich die erlernten Verhaltensmuster der Eltern im Erwachsenenalter auf eigene Beziehungen übertragen und wiederholen. Diesen Kreislauf gilt es zu durchbrechen!

Die betroffenen Kinder und Jugendlichen brauchen bei der Verarbeitung der Gewalterlebnisse nicht nur Raum und Zeit, sondern auch professionelle Unterstützung und Begleitung. Sie haben einen eigenen Hilfe- und Unterstützungsbedarf. Darum brauchen Kinder und Jugendliche ein eigenes Beratungsangebot!

Beim Aufenthalt im Frauenschutzhaus Bautzen haben Kinder und Jugendliche eine Vertrauensperson, die ihre Interessen vertritt und mit ihnen über die erlebte Gewalt spricht. Auch in der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt Ostsachsen gibt es ein spezielles Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche.

Der Verein bietet zudem präventive Projekte für Schulklassen an. Präventionsangeboten.